No Feeling is Final! – IT Talent Scout Anja über die ersten 5 Wochen im Homeoffice

Bisher war das Homeoffice eine schöne Alternative zum Büroalltag. Eine Art Rückzugsort, in dem man seine To-dos in Ruhe abarbeiten kann. Seit Mitte März ist das ganz anders.

Wir haben es eigentlich gut erwischt: ein Haus mit Garten, (noch) keine Kinder und alles war schon vor der Krise bereit für das Arbeiten von zu Hause aus. Doch die letzten Wochen waren trotzdem unerwartet herausfordernd. Homeoffice ist jetzt ein “must-do” und kein “nice-to-have” mehr. Jeder Tag gleicht dem davor. Plötzlich fällt mir auf, dass der Schreibtischsessel doch nicht der Beste ist und ich den ein oder anderen Euro mehr investieren hätte sollen. Mein Rücken schreit. Yoga, Lavendelöl, Shakti Matte – nichts hilft mehr. Mittlerweile bin ich bei CBD Tropfen angekommen (alles legal!), weil das Kopfweh auf Grund der Verspannungen einfach nicht mehr weggeht. Ach, wie sehr vermisse ich meine geliebte Thai Massage!

Was einem auch keiner sagt: Wie anstrengend es sein kann, wenn man selbst ganz „normal“ weiterarbeitet und der eigene Partner in Kurzarbeit ist. Alle halben Stunden bekomme ich einen Kaffee angeboten (mein Koffeinkonsum ist ins unermessliche gestiegen), jedes Mal mit der Frage: „Na, was machst du gerade?“. Und immer wieder dieselbe Antwort: „Arbeiten!“ Ich verstehe schon, dass ihm fad ist, aber statt der zwölften Tasse Kaffee wäre mir manchmal lieber, er würde eine Runde mit dem Hund spazieren gehen oder eine der hundert Bastelarbeiten im Haus erledigen, die wir schon seit drei Jahren vor uns herschieben.

Trotzdem – es geht uns gut und wir sind gesund. Das alles ist Jammern auf hohem Niveau. Aber auch das muss erlaubt sein. Denn wenn ich eines in dieser Zeit gelernt habe: Egal was ich fühle, es ist okay – und „No Feeling is Final!“. Es ist ok verunsichert zu sein; es ist ok, nicht zu wissen, wie man den neuen Alltag gestaltet; es ist ok erstmal ein wenig Abstand zu brauchen, um sich wieder neu zu erfinden; es ist ok zu weinen, zu lachen, zu FÜHLEN – und es ist ok, wenn das alles gleichzeitig passiert.

Fazit: Mittlerweile sind wir in der sechsten Woche angekommen (fragt mich aber bitte nicht, welcher Tag ist) und langsam gewöhne ich mich an den neuen Alltag. Es ist anders, aber es ist ok. Übrigens finde ich es auch ok, dass ich noch kein Bananenbrot gebacken habe, erst einmal gekocht habe (mein Mann ist Hobbykoch und macht das gerne – ich hasse es), und dass ich keine neue Sprache lerne. Die Dinge, die ich sonst aufschiebe, schiebe ich auch weiter auf (wieder Klavier spielen lernen, Keller ausmisten, Fenstern putzen etc.), denn die Situation an sich zu meistern ist schon genug für mich.

Jetzt halten wir noch durch und arbeiten gemeinsam daran, dass weiterhin viele Menschen gesund bleiben. Dann kommt der Tag, an dem wir uns alle in den Armen liegen werden und ich werde wieder lachen, weinen, fühlen – und das alles gleichzeitig!