#hr4wit | Q&A mit Carola Reinmüller

Carola Reinmüller absolvierte eine technische Ausbildung im Bereich der Mechatronik und Robotik. Neben Ihrer Tätigkeit als Projektmanagerin ist sie derzeit in Ausbildung zum Agile Coach.

 

Wie wurdest du eine „Woman in tech“?

Mein großer Bruder hat bereits die HTL besucht und hat mir damit so ein bisschen den Weg erleichtert. Da meine Familie dadurch die Schule bereits kannte und somit war es keine Entscheidung für etwas Unbekanntes. Ich habe dann den Ausbildungszweig “Kunststoff- und Umwelttechnik” besucht, in dem der Mädchenanteil immer schon recht hoch war. Im Gymnasium hatte ich mich bereits für den naturwissenschaftlichen Zweig entschieden, weil meine Stärken klar in der Mathematik lagen.

Nach der Matura habe ich mich dann für ein Technikstudium entschieden mit der Spezialisierung Mechatronik und Robotik. Ich habe mich für dieses Fach entschieden, da es mich nicht direkt in eine Spezialisierung gezwungen hat, sondern die verschiedensten Themenbereiche abdeckte. Mich begeistert nach wie vor Abwechslung und das Zusammenspiel von unterschiedlichen Systemen und daher war für mich, auch rückblickend, ein vielseitiges Studium sehr passend.

Im Laufe meines Studiums habe ich dann meine Begeisterung für Projektmanagement entdeckt und daher keine Expertenkarriere angestrebt. Die Projektarbeit bietet Abwechslung und die Möglichkeit, sich immer wieder mit neuen Themen zu befassen. Vor allem die agile Vorgehensweise hat in den letzten Jahren mein Interesse geweckt und daher bin ich auch derzeit in der Ausbildung zur Agile Coach.

 

Welche Hürden und Ängste musstest du auf deinem Weg überwinden?

Während meiner Ausbildung habe ich wenig Ängste und Ausgrenzungen wahrgenommen. Selten hatte ich das Gefühl von Ungleichheit oder Diskriminierung verspürt. Damals haben mich die Nachfragen hinsichtlich „der Frau in der Technik“ immer wieder verblüfft, da meine bisherigen Erfahrungen keinerlei Anlass dafür zeigten.

Unterdessen hat sich meine Sichtweise während meiner beruflichen Erfahrung verändert. In den meisten Fällen war ich die einzige Frau und musste mich meistens viel mehr Beweisen, um wahrgenommen zu werden und wurde trotzdem öfters mit administrativen Tätigkeiten beauftragt.

Dank der Zusammenarbeit mit einer schwedischen Kollegin und ihrer Erfahrung wurde mir noch viel stärker bewusst, wie wenig Gleichberechtigung in meinem beruflichen Alltag vorhanden ist. Als junge Frau dachte ich immer, dass ich mich sehr gut in dem männerdominierten System wiedergefunden habe, dies wurde jedoch jedes Mal widerlegt, sobald die Frage Richtung Beförderung gegangen ist.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert?

Mein Umfeld hat mich bei meinen Entscheidungen immer unterstützt. Mein Weg in die Technik hat sehr früh gestartet, daher ist mein Umfeld natürlich daran mitgewachsen.

 

Was hat gut funktioniert? …und was würdest du beim nächsten Mal (auf diesem Weg) anders machen?

Ich hätte schon früher mehr Aufmerksamkeit der „Alltagsdiskriminierung“ schenken sollen, weil dadurch hätte ich auf gewisse Herausforderungen in meinem beruflichen Leben besser reagiert, wie z.B. indirekte Machtspiele/Gesten. Dadurch, dass mein berufliches Umfeld sehr männerdominiert war und ist, dachte ich immer, dass ich ein gleichberechtigter Player bin, was leider öfters ein Irrtum war. Hier hätte mir auf jeden Fall eine frühe Auseinandersetzung mit Männer-Netzwerken geholfen.

Da ich in einem System arbeiten möchte, in dem Chancengleichheit besteht, würde ich mich schon früher mit der aktiven Integrierung der Frau in mein Berufsumfeld und Netzwerk einsetzen. Durch den Boom der Digitalisierung und der Industrie 4.0 würde ich meine Laufbahn genauso anstreben wie bis jetzt, da sich dadurch so viele neue und spannende Bereiche entwickelt haben.

 

Hast du Empfehlungen für junge Frauen, die den Weg noch vor sich haben

Sich frühzeitig eine:n Coach suchen der:die dabei unterstützt eine Karriere basierend auf den eigenen Werten zu finden und Wegbegleiter:innen für einen regelmäßigen Austausch finden; Im Sinne von: ,,Alleine ist man schneller, gemeinsam kommt man weiter.“

 

Gibt es in deinem Unternehmen Initiativen speziell für Frauen?

Ich selbst bin kein Fan von Fraueninitiativen im Unternehmen, da diese meistens von Frauen für Frauen gemacht werden und dadurch nicht wirklich was bewegen. Eine Systemänderung kann nur erfolgen, wenn das ganze System mitspielt, also auch Männer. Daher ist die Existenz von so einem Programm für mich nicht entscheidend. Initiativen unabhängig vom Unternehmen (wie diese) finde ich sehr spannend zum Erfahrungsaustausch und ich bin überzeugt es ist auch ein Hebel für das Schaffen von Bewusstsein.

 

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